Erster Tag:

 Stuttgart - Tübingen - Bregenz - Chur - Via Mala - Splügen - Chiavenna - Gravedona (420 Km)


Der Hafen in Lindau
An einem strahlenden Sommermorgen brechen wir zu unserer ersten Motorradtour in einer Gruppe über mehrere Tage auf. Unsere Kleingruppe besteht aus vier Bikern, die sich seit Jahren kennen und endlich eine Tour zustande gebracht haben, nachdem dies jahrelang ohne Resultat immer wieder geplant wurde. Zwei betagte Motorräder, eine SR 500 und eine BMW aus früheren Jahren, müssen neben der Transalp und der XJ den Weg durch die Alpen meistern. Unsere Strecke führt am Rande der Schwäbischen Alb entlang, ins romantische Donautal und flussabwärts des Schussen an den Bodensee. Unterwegs wird nicht angehalten, denn wir sind - wie immer- zeitlich etwas im Verzug. Wir passieren die Schlösser der Hohenzollern in Hechingen und Sigmaringen, ein schöner Anblick. Am Bodensee gönnen wir uns direkt am Hafen in Lindau eine kleine Mahlzeit, um anschliessend über Bregenz die schweizer Grenze zu überschreiten und das Rheintal hinauf, in den Süden zu fahren.
Das Tal ist weit, unmittelbar an der Flussmündung in den Bodensee und wird zunehmend enger, je weiter man flussaufwärts kommt. Wir passieren das kleine Fürstentum und grosse Steuerparadies Liechtenstein mit seinem hoch über dem Fluss thronenden Schloss in Vaduz, der Hauptstadt, und kommen bei Sargans ins sogenannte 'Heidiland', einer schweizerisch verkitschten Bezeichnung für das Bündner Land rund um Bad Ragaz, südlich von Chur. Hier, wie im urschweizerischen Altdorf, wo man die Sage des Tell monetarisch und staatstragend ausbeutet, müssen also Literaturgestalten für den Tourismus herhalten. Die schöne Stadt Chur können wir aus Zeitgründen nicht besuchen, daher fahren wir weiter rheinaufwärts. Bei Reichenau fliesst der Vorderrhein aus dem gleichnamigen Tal von Disentis her in den Hinterrhein, der sich aus der Schlucht bei Thusis ergiesst. Folgt man dem Vorderrhein, so erreicht man hinter Bonaduz den Grand Canyon der Schweiz: Die Vorderrheinschlucht. Wir fahren aber auf der flussaufwärts rechtsseitigen Route Richtung Norden weiter, über kleine und feine, kurvige Strässchen bis Thusis, dem Ort, an dem sich die Landwasserschlucht von der Hinterrheinstrecke trennt. Nach Osten zu erreicht man von hier Davos, Landeck oder die Pässe Flüela, Albula und Julier, Verbindungen ins Engadin. Wir fahren weiter Richtung Norden und erleben sogleich eine Überraschung: Hinter Thusis liegt der Eingang in eine gewaltige Klamm: Die Via Mala. Aus Literatur und Film bekannt, beeindruckt uns diese tiefe Schlucht und wir steigen einige Meter hinab, um den tosenden Rhein aus nächster Nähe zu erleben. Trotz der Touristenschwemme, die sich an der Strasse findet, sollte man sich dieses Highlight der schweizer Landschaft nicht entgehen lassen.

Eingang zur Via Mala

In der Tiefe....

....schäumt der Rhein
Nachdem wir den Aufstieg aus der Schlucht wieder geschafft haben, fahren wir die alte Bernadino-Passstrasse weiter. Über ein kurviges Strässchen, parallel zur öden Autobahn, kommen wir über die Orte Zillis und Sufers auf ein Hochplateau und bei strahlender Nachmittagssonne ins Dörfchen Splügen. Hier lässt es sich trefflich in der Sonne sitzen und einen gemütlichen Kaffee trinken. In Splügen zweigt die gleichnamige Passstrasse von der Bernadino-Route ab, die ins Misox und weiter ins Tessin nach Bellinzona führt. Es herrscht kaum Verkehr und wir brechen schliesslich auf, um über den Splügenpass nach Italien, in die Lombardei, zu fahren. Vor langer Zeit war ich diesen Pass schon mal gefahren, hatte ihn aber nicht mehr so kurvig in Erinnerung: Auf schweizer Seite, der Nordseite, führt ein kurviges Strässchen hinauf. Oben sitzen ein paar gelangweilte Zöllner in der Sonne und wir kommen unkontrolliert nach Italien. Die Abfahrt hat es in sich: Nach einer kurzen gerade, die an einem See, dem Lago di Montespluga, entlangführt kommt eine nicht enden wollende Serpentinenstrecke ins Val S. Giacomo hinab. Kurve folgt auf Kurve, immer 180° Kehren, die die Fahrt auf dem Tourer recht anstrengend gestalten. War die Luft auf schweizer Seite noch angenehm kühl, so wird es nun drückend heiss. Schliesslich kommen wir nach Chiavenna und von dort nach wenigen Kilometern an den Comer See bei Sorico. In Gravedona erwartet uns ein einfaches Hotel, der Abend wird recht ausgelassen bei einem guten Vino rosso.

Das Dorf Splügen


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