Pässe und Tunnelverbindungen

Emilia Romagna - Toskana / Tour '02

Passo della Cisa, 1041m


Der Pso. della Cisa ist eine sehr attraktive Verbindung der Poebene mit dem Mittelmeer über den Gebirgszug des Apennin, der hier nicht sehr hoch ist. In seiner Verlängerung liegen Städte wie Parma und La Spezia, die man fast zwangsweise durchfahren muss, da der Pass oberhalb eines langgestreckten Tales verläuft mit wenig Abbiegemöglichkeiten. Er verbindet die Emilia Romagna mit der nördlichen Toskana. Von Parma bis La Spezia beträgt die Differenz immerhin 120 Kilometer. Die Ausgangspunkte des Cisa, die man auch unbedingt befahren sollte, sind Fornovo di Taro im Norden und Pontremoli im Süden, hier beträgt die Differenz 70 Kilometer. Man kann auch die kürzeste Auffahrt aus dem Tal über Berceto zur Passhöhe wählen, lediglich 32 Kilometer beträgt dann die Passstrecke, allerdings verpasst man dann einen wunderschönen Abschnitt.
Beginnen wir unsere Passfahrt von vorne, am Besten in der mit Kultur überreichlich gesegneten Stadt Parma. Nach einem ausgedehnten Bummel, ist die Auffahrt zum Cisa eine Vorstellung, die Lust macht.
Wir folgen der SS62 in südwestlicher Richtung, sie verläuft vorwiegend gerade ins Tarotal hinein. Nach 23 Kilometern erreichen wir Fornovo di Taro, ein kleines Städtchen am Fusse des Apennin. Von diesem hügeligen Gebirge ahnt man noch nicht viel, da seine Hänge sehr sanft ansteigen. Hinter Fornovo wird die gut ausgebaute Strasse kurviger, es sind einige Serpentinen zu fahren und wir gewinnen langsam an Höhe. Zwischendurch ergeben sich wunderbare Ausblicke auf die weite Poebene, das Tarotal und den nördlichen Apennin. Die Passstrasse erklimmt den Bergkamm, auf dem sie über längere Strecken verläuft und schwingt sich über waldige und wiesige Höhen in sanften Kurven, mal leicht ansteigend, mal abwärts führend, dahin. Kleine Dörfer wie Cassio oder Castellonchio liegen am Weg. Parallel zum Pass, unter uns und nicht sichtbar verläuft die Autobahn im Tal des zum Po hin fliessenden Taro, der von Nordwesten aus dem Gebirge entspringt. Sie ist also nicht weiter störend. Nach etwa 30 Kilometern seit Fornovo wird die Strasse wieder etwas kurviger, in einer scharfen Rechtskurve steht ein Schild mit dem Hinweis, dass der Cisapass ein Teil der Via Francigena ist, jenem Pilgerweg, der von London bis Rom führt. Unmittelbar dahinter erreichen wir Berceto, die letzte Station vor der Passhöhe. Vom Tal herauf führt eine Strasse hierher, mit der man die Passfahrt auch abkürzen kann. Wer über Borgo aus dem Tarotal anfährt, findet so den Zugang von Westen zum Cisapass. Nach dem kleinen Ort, der schön über kleine Hügel verteilt daliegt, steigt die Strasse nochmals an und erreicht nach wenigen Kilometern die Passhöhe, die aus wenigen Gebäuden besteht, auf 1041 Metern. Südlich des Kulminationspunktes, der auch Wasserscheide ist, befinden wir uns in der Toskana, die hier ihre nördlichsten Ausläufer hat, im Tal der Magra, die von den Hängen des Apennin entspringt und bei La Spezia, Ligurien, ins Mittelmeer mündet.
Die Strasse windet sich nun ins Magratal hinab, steile Serpentinen und enge Kurven sind zu fahren, bevor wir nach einer steilen Geraden in Montelungo eintreffen. Immer wieder eröffnen sich grandiose Ausblicke in den Süden über steile Hänge und die Berge des toskanischen Apennin. In südlicher Landschaft erreichen wir 27 Kilometern nach Berceto die Stadt Pontremoli, die oberhalb des Flusses pittoresk an den Hang gebaut ist. Hier steht ein Schloss, das ein Säulen-, Stelen- und Statuenmuseum beherbergt.
44 Kilometer südlich von Pontremoli liegt La Spezia, der berühmte Mittelmeerhafen, die Grenze zu Ligurien überschreiten wir bei Aulla. Der Verkehr hat deutlich zugenommen, die Strecke verläuft direkt parallel zur Autobahn.
Ich habe absichtlich die gesamte Strecke von Parma über den Cisa besprochen, da ich sie jedem, der von der Poebene ans Mittelmeer möchte, ans Herz legen möchte. Es empfiehlt sich auch, die Nebenstrassen und die abseits liegenden Passsträsschen der Region ausgiebig zu fahren, das Vergnügen auf menschenleeren Strassen, die durch eine herrliche Gebirgslandschaft führen ist garantiert -versprochen!- Neben den kurvigen Strässchen erwartet den Reisenden eine freundliche Bevölkerung und ausnehmend leckere Spezialitäten der regionalen Küche. Übernachten ist im Apennin kein Problem und wenige Kilometer abseits des Touristenrummels auch sehr preiswert. Wobei man sagen muss, dass sich der Rummel vorwiegend an der Küste abspielt, in der Emilia findet man vorwiegend Einheimische.

Wer am Cisa Quartier sucht, der wird rund um Berceto fündig, hier stehen einige Albergos, die preisgünstig sind und auch zur Hauptsaison Zimmer haben.

Geschichtliches und Geschichten:

Parma liegt am Nordfuss des Apennin, hat 167.500 Einwohner und ist Bischofssitz mit einer Universität (1065 gegründet), einem Konservatorium sowie zahlreichen Museen und Galerien. Es ist eine ausgesprochen reiche und reichhaltige Stadt. Sie war eine etruskische Siedlung und wurde 183 v.Chr. römische Kolonie. Im Mittelalter war sie zwischen Guelfen und Ghibellinen umkämpft, kam 1322 nominell an den Kirchenstaat, stand jedoch meist unter mailändischer und französischer (1500-12 und 1515-21) Herrschaft. Parma war 1545-1860 Hauptstadt des Herzogtums Parma und Piacenza.
Neben Industrie sind v.a. die regionalen Spezialitäten von grosser Bedeutung wie z.B. Parmaschinken und Parmesankäse. Das Stadtbild ist unbedingt für eine Besichtigung zu empfehlen und ich möchte nur auf die wesentlichen Highlights hinweisen, daneben kann man in Parma sehr entspannt durch die Fussgängerzone flanieren, in einem Café die Seele baumeln lassen und dem bunten Treiben der Strasse zuschauen, das hitzebedingt erst am späten Nachmittag einsetzt. Man spaziert, geniesst, man zeigt sich und bevölkert mit südlicher Gelassenheit Strassen und Plätze.
Besichtigungsempfehlung:
- Romanischer Dom aus dem 12.+13.Jh. Relief der Kreuzabnahme und Bischofskathedra von B.Antelami, Kuppelfresko von Correggio mit frei stehendem Campanile.
- Romanisches Baptisterium (begonnen 1196, Bau und Skulpturen von Antelami)
- San Giovanni Evangelista (1498-1510, Barockfassade, Kuppelfresken u.a. von Correggio).
- Madonna della Steccata (1521-39, Deckenfresko im Chor von Parmigianino)
- Palazzo della Pilotta (um 1583 begonnen), er enthält die Galleria Nazionale und das Teatro Farnese, das lange Zeit das grösste Theater Europas war.
Via Francigena: Der alteuropäische Fernweg führt von den britischen Inseln nach Rom, von London über Calais, Reims, Lausanne, den Grossen St. Bernhard als Alpenübergang, Pavia, den Cisa-Pass als Übergang über den Appenin, Lucca, Siena, von dort entlang der römischen Via Cassia über Bolsena, Viterbo und Sutri und führt zwischen Castiglione d'Orcia und Aquapendente nahe an der Abtei San Salvatore und dem Monte Amiata vorbei. Wegen ihrer Herkunft aus Francia = Frankreich erhielt diese Straße den Namen 'Via Francigena' (der aus Frankreich geborene Weg).

Via Francigena, Cisa-Pass rot
La Spezia ist der grösste Militärhafen Italiens und eine wichtige Industriestadt. Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wurde die Stadt teilweise wiederhergestellt, die Wunden sind aber unübersehbar geblieben. Sehenswert sind neben dem Dom die Hafenanlagen an der 'Golf der Dichter' genannten Bucht und v.a die Umgebung. Portovenere liegt am Ende der Bucht, ein wunderschönes italienisches Fischerdorf mit der schönen Kirche San Pietro, die hoch über dem Meer auf einem Felsen gebaut ist. Südlich von La Spezia sind v.a. Luni und Lerici besuchenswert. Letzteres wartet mit einer besonders schönen Altstadt auf.
Wer ein besonderes Highlight besuchen will, der muss in die Cinque Terre fahren, sie liegen nördlich von La Spezia.
Ausbauzustand
Kurven
guter Zustand, breite Strasse, griffiger Belag
einige Serpentinen und enge Kurven, hauptsächlich weite Kurvenradien

Lohnenswerte Abstecher und Besichtigungen:

Parma -- La Spezia -- Portovenere -- Riviera di Levante -- Cinque Terre -- Marmorbrüche Carrara -- Pisa
Museum Pontremoli -- römische Ruinen in Luni -- Lerici (Kastell+Altstadt)
die zahlreichen kleinen Nebensträsschen und Pässe abseits des Cisa

Weiterführende Routen:

Südseite
Fernziel
Pisa / Firenze / Roma
Genova / Torino / Milano / Nizza
Nordseite
Fernziel
Lombardei / Trentino / Venetien/ Emilia Romagna / Cremona / Reggio nell'Emilia / Modena / Mantua / Bologna / Adria

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